Zahlungen
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Zahlungsverzug im Bau- und Installationswesen: Eine wachsende Herausforderung für EU-Auftragnehmer

Written by
Andra K
Published on
January 3, 2025
Zahlungsverzug bleibt ein anhaltendes Problem in der Bau- und Installationsbranche, insbesondere in der EU. Mit durchschnittlichen Zahlungsfristen von über 90 Tagen – deutlich länger als in anderen Branchen – stehen Auftragnehmer vor erheblichen Herausforderungen, die ihren Cashflow beeinträchtigen, Projekte verzögern und das Geschäftswachstum gefährden. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen von Zahlungsverzögerungen, ihre Auswirkungen auf Auftragnehmer und praktische Lösungen, um dieses dringende Problem anzugehen.
Das Ausmaß der Zahlungsverzögerungen im EU-Bauwesen
1. Zahlungsfristen überschreiten 90 Tage
Im europäischen Bausektor gehören Zahlungsverzögerungen zu den längsten in allen Branchen. Im Durchschnitt werden Rechnungen erst 94 Tage nach Ausstellung beglichen – deutlich länger als die üblichen 30-60 Tage in anderen Sektoren. Dies führt zu erheblichen Cashflow-Problemen, die insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) betreffen, die 15,4 % des nichtfinanziellen Unternehmenssektors der EU ausmachen.
2. Weitreichende Auswirkungen in den Mitgliedsstaaten
Zahlungsverzug ist ein systemisches Problem in ganz Europa. Ein aktueller Bericht zeigt, dass 47 % der EU-Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten aufgrund verspäteter Zahlungen haben, wobei die Bauwirtschaft zu den am stärksten betroffenen Branchen zählt. In Ländern wie Spanien und Italien sind die Verzögerungen besonders gravierend, was auf komplexe Lieferketten und lokale Gepflogenheiten zurückzuführen ist.
3. Finanzielle Belastung für KMU
Kleine Auftragnehmer verfügen oft nicht über die finanziellen Rücklagen, um lange Verzögerungen abzufedern, was sie besonders anfällig macht. Viele sind gezwungen, hochverzinste Kredite aufzunehmen oder wichtige Investitionen zu verschieben, nur um über Wasser zu bleiben, während sie auf überfällige Zahlungen warten.
Warum kommt es zu Zahlungsverzögerungen?
Mehrere Faktoren tragen zu den Verzögerungen bei:
- Veraltete Zahlungsmethoden: Viele Unternehmen nutzen immer noch manuelle Systeme wie Schecks oder Banküberweisungen, die langsam und fehleranfällig sind.
- Komplexe Genehmigungsketten: Zahlungen müssen oft mehrere Genehmigungsebenen durchlaufen – von Entwicklern über Finanzierer bis hin zu Generalunternehmern –, was Engpässe verursacht.
- Ungleiche Machtverhältnisse: Größere Unternehmen diktieren häufig ungünstige Zahlungsbedingungen für kleinere Auftragnehmer, die wenig Verhandlungsspielraum haben.
Die Auswirkungen auf Auftragnehmer
Zahlungsverzögerungen haben weitreichende Folgen für Auftragnehmer:
- Cashflow-Belastung: Auftragnehmer müssen Material- und Arbeitskosten im Voraus bezahlen, während sie monatelang auf ihr Geld warten – oft mit der Folge, dass sie teure Kredite aufnehmen müssen.
- Projektverzögerungen: Wenn Subunternehmer oder Lieferanten nicht rechtzeitig bezahlt werden, können Projekte ins Stocken geraten, was Kundenbeziehungen und den Ruf des Unternehmens schädigt.
- Wettbewerbsnachteile: Unternehmen, die nicht in neue Technologien oder Nachhaltigkeitsinitiativen investieren können, verlieren an Wettbewerbsfähigkeit.
Lösungen für Auftragnehmer
Obwohl systemische Änderungen in der Branche notwendig sind, können Auftragnehmer proaktive Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen von Zahlungsverzögerungen zu minimieren:
1. Moderne Zahlungsmethoden einführen
Der Wechsel zu schnelleren Zahlungssystemen kann Verzögerungen erheblich reduzieren:
- SEPA-Echtzeitüberweisungen: Ermöglichen sofortige Überweisungen innerhalb Europas und sorgen für einen schnelleren Zugang zu Mitteln.
- A2A-Zahlungen (Account-to-Account): Vereinfachen Transaktionen durch den Wegfall von Zwischenhändlern und verkürzen Bearbeitungszeiten.
- Meilensteinbasierte Zahlungen: Verknüpfen Zahlungen mit spezifischen Projektphasen, um rechtzeitige Auszahlungen sicherzustellen.
2. Transparenz erhöhen
Klare Kommunikation über Zahlungsbedingungen kann Streitigkeiten verhindern:
- Nutzen Sie digitale Plattformen, die Echtzeit-Updates zum Status von Rechnungen bieten.
- Teilen Sie detaillierte Zahlungspläne frühzeitig mit allen Beteiligten.
3. Rechnungsstellung und Genehmigung vereinfachen
Die Optimierung des Rechnungsprozesses kann Zahlungszyklen beschleunigen:
- Automatisieren Sie die Einreichung und Genehmigung von Rechnungen mithilfe digitaler Tools.
- Stellen Sie sicher, dass alle erforderlichen Dokumente im Voraus bereitgestellt werden, um Verzögerungen bei der Prüfung zu vermeiden.
4. Treuhanddienste nutzen
Treuhandkonten halten Gelder sicher zurück, bis vereinbarte Meilensteine erreicht sind – so wird sichergestellt, dass beide Parteien ihre Verpflichtungen erfüllen, bevor Zahlungen freigegeben werden.
Wie Nemi Auftragnehmer unterstützen kann
Bei Nemi kennen wir die finanziellen Herausforderungen von Auftragnehmern aufgrund von Zahlungsverzögerungen genau. Deshalb bieten wir integrierte Zahlungslösungen an, die speziell für die Bauwirtschaft entwickelt wurden:
- Integrierte Zahlungstechnologie: Die Plattform von Nemi integriert moderne Zahlungsmethoden wie SEPA-Echtzeitüberweisungen und A2A-Zahlungen direkt in Ihren Workflow – für schnellere Auszahlungen und eine bessere Cashflow-Verwaltung.
- Meilensteinbasierte Zahlungssysteme: Unsere Tools ermöglichen es Ihnen, meilensteinbasierte Zahlungen einzurichten, die direkt mit dem Projektfortschritt verknüpft sind – so reduzieren Sie Unsicherheiten darüber, wann Sie bezahlt werden.
- Transparenzfunktionen: Mit der Technologie von Nemi erhalten Sie Echtzeit-Einblicke in den Status Ihrer Rechnungen und Genehmigungsketten – so behalten Sie stets den Überblick.
Durch die Integration der neuester Zahlungstechnologien von Nemi in Ihren Workflow können Sie Verzögerungen reduzieren und die Liquidität Ihres Unternehmens verbessern.
Quellen:
- European Builders Confederation (EBC), "Annual Report 2024 on Late Payments."
- FIEC EU (European Construction Industry Federation), "Priorities - Late Payment."
- CEPS (Centre for European Policy Studies), "EU Payments Observatory 2024 Annual Report."